Wie hat Ihre Karriere in der Weinbranche ihren Anfang genommen?
Meine erste wirkliche Begegnung mit Wein hatte ich, als ich für den Service am Hotelpool zuständig war. Ich erinnere mich, dass ich eine englische Familie bediente. Damals bestellten die meisten unserer Gäste einfach ein Glas Wein an der Bar, aber diese Familie bestellte eine Flasche. Ich hatte noch nie zuvor eine Flasche Wein geöffnet. Nachdem ich es wiederholt erfolglos versucht hatte, musste ich schließlich die Familie um Hilfe bitten. Am nächsten Tag ging ich zu Winzer John Loubser und bat ihn, mir alles über Wein beizubringen, was es zu wissen gab. Er und Kellermeister Herman Hanekon nahmen mich unter ihre Fittiche. Neben der eigentlichen Weinherstellung habe ich auch die taktische Seite der Weinbranche kennengelernt. Ab diesem Zeitpunkt war meine Leidenschaft für Wein entfacht. 2006 studierte ich an der Cape Wine Academy in Stellenbosch, während ich als Sommelier arbeitete. 2008 nahm ich in der Kategorie "Young Sommelier" an dem nationalen Wettbewerb "Chaîne des Rôtisseurs" in Südafrika teil – und gewann. Leider dürfen ehemalige Gewinner nicht mehrmals teilnehmen, sodass ich diese Auszeichnung nur einmal erhalten habe.

Sie waren einige Zeit in Großbritannien, um Ihr Wissen über Wein zu erweitern. Erzählen Sie uns davon.
Als ich bei der Red Carnation Group war, habe ich an einem Sommelier-Austauschprogramm teilgenommen. Zuerst war ich bei Eric Zwiebel (dem berühmten Master Sommelier) in Dorset und dann bei Nicholas Clerk in The Milestone Hotel in Kensington.

Wann wurde Ihnen klar, dass Sie es als Sommelier geschafft hatten?
Sollte ich jemals das Gefühl haben, "es geschafft zu haben", werde ich meine Schürze an den Nagel hängen. Man kommt nie wirklich an. Ständig entdecke ich etwas Neues. Ich bin immer auf der Suche nach noch unbekannten, spannenden Aspekten rund um den Wein.

Was ist die wichtigste Eigenschaft für einen Master Sommelier?
Beim Wein geht es nicht nur um Geschmack, Farbe und Textur. Er muss auch eine Geschichte erzählen. Und der Sommelier muss der Geschichtenerzähler sein. Es gibt einige wirklich erstaunliche südafrikanische Weine, hinter denen unglaubliche Geschichten der Menschen in Südafrika stecken. Sommelier zu sein bedeutet mehr, als nur eine Leidenschaft für Wein zu haben. Einige der anerkanntesten Sommeliers der Welt kommen aus Ländern, die nicht einmal Wein produzieren. Das zeigt, wie wichtig die akademische Seite ist. Dieser Punkt steht nach wie vor ganz oben auf der Prioritätenliste für meine Karriere.

Was sind Ihre fünf absoluten Lieblingsweine?
Der Castello di Ama in Gaiole in Chianti ist für mich der größte Wein aller Zeiten. Ich war dort und habe die Weine mit der Eigentümerin und dem Winzer, ihrem Ehemann, verkostet. Eine Erfahrung, die ich nie in meinem Leben vergessen werde.

Der Thelema Cabernet Sauvignon ist mein allerliebster südafrikanischer Wein, denn es ist der erste Wein, den ich meinem Vater serviert habe. Als Nicht-Weintrinker ohne irgendwelche Kenntnisse über Wein fand er ihn sehr zugänglich.

Der Beeslaar Pinotage von dem gefeierten Pinotage-König Abrie Beeslaar ist definitiv ein Wein mit "Cape Wine Royal Status". Und schließlich der Bouchard Finlayson Tête de Cuvée Pinot Noir. Dieser Wein kann es jederzeit mit einigen der besten Nuits-Saint-Georges aufnehmen.

Ich hatte die seltene Gelegenheit, als Gast von Baron Éric de Rothschild und seiner Familie auf dem Château Lafite zu verweilen. Die Entscheidung, welches der beste Jahrgang ist, fällt nicht leicht. Der 1917er erzählt jedoch eine faszinierende Geschichte von Beharrlichkeit, Hoffnung, Leidenschaft und einer unglaublichen Arbeitsethik in einer der schwierigsten Zeiten des letzten Jahrhunderts.

Nachdem ich Bordeaux besucht und einige seiner weltberühmten Erstgewächse kennengelernt hatte, war ich besonders vom unkonventionellen Ansatz des Weinguts Cheval Blanc beeindruckt, dessen führende Sorte Cabernet Franc ist. Es ist ein rundum ausgewogener Wein.

Was ist im Moment Ihr Lieblingswein?
Der Erika Obermeyer Meticulous Sauvignon Blanc ist einer der am besten verborgenen Kostbarkeiten, die ich in den letzten Jahren entdeckt habe. Mit seiner hellen, eleganten und frischen Frucht und der lebendigen Säure ist er immer ein einladendes Erlebnis.

Was sind Ihre wichtigsten Empfehlungen für die Wahl eines fantastischen Weins?
Der Preis ist irrelevant und keine Garantie für eine bessere Qualität. Suchen Sie nach einem Wein, der Lust auf ein weiteres Glas macht, der ein Gefühl der Zufriedenheit vermittelt. Aber machen Sie es nicht zu kompliziert. Der Wein muss ausgewogen sein und sich mit Leichtigkeit genießen lassen.

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